Über Tempo, Rhythmus und Dynamik der Bewegungen bei Ortsbewegung und Arbeit und über die krankhafte Unruhe

pp. 64-77

in: August Homburger, Vorlesungen über Psychopathologie des Kindesalters, Berlin, Springer, 1926

Abstract

Wenn das Kind mit dem Erwerb der Eigenbewegung in der Eroberung des Raumes fortschreitet, so setzt ihm bald die sinnliche Aufmerksamkeit bestimmte Ziele, denen es eifrig zustrebt, bald wird seine Muskulatur durch einen rein elementaren, ziellosen Bewegungsdrang in Tätigkeit gesetzt. Befriedigt der erste Fall ein bestimmt gerichtetes Streben, so entspringt im zweiten der Lustgewinn dem Wohlgefühl des Tummeins allein; regelt dort das Ziel und seine Entfernung vom Kinde die Art und die Dauer seiner Bewegungen und begrenzt so auch die motorische Gesamtleistung, so endigt sie hier mit dem Eintritt der Ermüdung, wenn sie nicht durch irgendeine äußere Einwirkung aufhört. In beiden Fällen aber zeigt sich, im zweiten ganz besonders, der Mangel an haushälterischer Beschränkung des Kräfteaufwandes und, über die noch nicht vorhandene Möglichkeit einer solchen hinaus, geradezu Lust und Freude an verschwenderischer Verausgabung, am Bewegungsluxus. Dabei gewinnt freilich das Kind gewisse physiologische Werte, wie Anregung von Atmung und Kreislauf, Wachstumsreize und Übung des gesamten Bewegungsapparates.