Die besonderen seelischen Vorgänge und Erscheinungen der Reifezeit
pp. 663-687
in: , Vorlesungen über Psychopathologie des Kindesalters, Berlin, Springer, 1926Abstract
Es gibt keinen Zeitabschnitt des menschlichen Lebens, der Veränderungen von so gedrängter Fülle und Mannigfaltigkeit auf körperlichem und seelischem Gebiet aufwiese wie die Spanne vom 14. bis zum 21. Jahre, die Reifezeit. Sie führt ihren Namen nach der neuauftretenden körperlichen Funktion, der geschlechtlichen Reife, die, weil sie die gesamte äußere Erscheinung umgestaltet, schlechthin als das beherrschende, ja noch vielfach als das allein bestimmende Moment auch des neuen seelischen Geschehens angesehen wird. Daß hier eine vereinseitigte und zu enge Fassung des kritischen Gesamtgeschehens dieser Phase obwaltet, sei von Anbeginn hervorgehoben. Gerade die ungemeine Vielgestaltigkeit der Erscheinungen und die Fülle der sich ergebenden psychologischen Fragen, deren Beantwortung keineswegs allein aus dem einen Doppelgrundsatz der Sexualität und Erotik ableitbar ist, macht für den Betrachter, der sich Standpunktswechsel wie Freiheit des Zusammenschauens der in verschiedenen Rahmen gesehenen Ausschnitte vorbehält und nicht in einer Theorie die Ergebnisse schon vorwegnimmt, diesen Entwicklungsabschnitt der menschlichen Persönlichkeiten so belangreich in jeglicher Beziehung.