Die Pyknolepsie (Gehäufte Kleine Anfälle; Friedmann, Heilbronner)
pp. 767-780
in: , Vorlesungen über Psychopathologie des Kindesalters, Berlin, Springer, 1926Abstract
Man weiß seit etwa 70 Jahren, daß bei der genuinen dementen Epilepsie die großen Krampfanfälle durch kleine Anfälle, das petit mal, und insbesondere durch solche vertreten werden können, die sich allein in einer kurzdauernder Bewußtseinspause zu äußern scheinen. Man hat, wie wir schon sahen, diese kleinen Anfälle als den typischen großen Krampfanfällen diagnostisch gleichwertig und als wesensgleich erkannt und sie deshalb neben anderen Störungen des Bewußtseins als Äquivalente bezeichnet. Für diese epileptischen Absenzen sind, um es noch einmal zu wiederholen, folgende Merkmale kennzeichnend: sie treten plötzlich auf; mitten im Sprechen oder in irgendeiner Bewegung und Beschäftigung hält der Kranke plötzlich inne; im Gehen kann er stehenbleiben, aber auch weiter laufen; Gegenstände entfallen oft seiner Hand. Das Gesicht erblaßt, selten rötet es sich; der Blick wird starr, oft seitwärts oder nach oben gewendet; man sieht leichte motorische Reizerscheinungen, klonische Zuckungen der Lippen, der Lider, der Zunge, leichte Zuckungen in den Gliedern. Das Bewußtsein ist völlig erloschen, auch die Erinnerung für den Anfall selbst, wälirend die etwa vorausgegangene Aura erinnert werden kann.