Die Schizophrenie

pp. 780-808

in: August Homburger, Vorlesungen über Psychopathologie des Kindesalters, Berlin, Springer, 1926

Abstract

Eine Darstellung der gesamten Symptomatologie der Schizophrenie, der häufigsten und psychologisch wie klinisch interessantesten chronischen Geistesstörung des jugendlichen und mittleren Alters kann nicht Aufgabe einer Psychopathologie des Kindesalters sein. Ihr Interesse an der Gruppe der Schizophrenien, wie man nach Bleuler die hebephrene, katatone und paranoide Form der Dementia praecox zusammenfassend benennt, knüpft sich vielmehr in erster Linie an die Frage ihres Vorkommens in der eigentlichen Kindheit überhaupt. Die Hebephrenic, die stille Form der jugendlichen Verblödung, ursprünglich das Jugendirresein schlechthin, wurde schon von Kahlbaum und Hecker, die das Krankheitsbild zuerst klar heraushoben, mit den Reifungsvorgängen bzw. deren Störungen in ursächlichen Zusammenhang gebracht. Aus der Feststellung dieser Beziehung, deren Wahrscheinlichkeit auch durch das Studium der innersekretorischen Zusammenhänge gestützt wurde, wurde aber von verschiedenen Seiten gefolgert, daß die Kindheit als diejenige Lebensperiode, welche der Geschlechtsreife vorausgeht, von der Gefahr der Erkrankung an einer zur Dementia praecox-Gruppe gehörigen Verblödungspsychose nicht bedroht sei, daß also die Schizophrenie im Kindesalter nicht vorkomme.