

Musik — Mikrointervalle und Polyrhythmen
pp. 302-328
in: Carmine Chiellino (ed), Interkulturelle Literatur in Deutschland, Stuttgart, Metzler, 2000Abstract
Produzenten wie Produkte der Kunst, Literatur oder Musik lassen sich kaum sozial eindeutig plazieren. Haben sie sich profiliert, sind sie zumeist auch international im Blick. Oft läßt sich eine Rangskala von lokaler, regionaler, nationaler und zuletzt internationaler Resonanz feststellen. Bestimmte Musik auf (ehemalige) Arbeitsmigranten als Produzenten und/oder Adressaten zu fixieren, würde das Phänomen unzulässig verkleinern. Hinzu kommt, daß Musik in der Migration mit dem bereits vorhandenen Rahmen verbunden ist, nämlich dem der ›ernsten‹ Musik, des Jazz, des Pop und Rock, der Folklore und sogenannter Ethno- oder Weltmusik. Während insbesondere Folklore und Schlager schon aufgrund der verwendeten Sprachen kaum außerhalb der eingewanderten Nationalitäten von Interesse waren und sind, konvergierten andere Sparten allmählich zu Konzepten und Trends des dominanten Musikmarkts. Entscheidend für die Resonanz von Musik im Kontext der Migration dürfte aber der Grad ihrer Professionalität bei der Darbietung und Vermarktung sein. Der Weg zur akzeptierten Musik, die ihre Impulse aus der Erinnerung an und dem kulturellen Kontakt zu den ehemaligen Anwerbeländern bezieht, führt durch den kaum durchschaubaren Dschungel lokaler wie regionaler Konzerte und Festivals zum nationalen wie globalen CD-Markt.