

Zitat und Zitation
pp. 252-262
in: Frank Liedtke, Astrid Tuchen (eds), Handbuch Pragmatik, Stuttgart, Metzler, 2018Abstract
Zu einem wesentlichen Teil, dessen Ausmaß von Medium, Modus und Textsorte abhängig ist, besteht unsere Rede aus der Rede anderer. Genauer gesagt, aus bereits zuvor formulierter, erinnerter oder imaginierter Rede fremder (oder unter Umständen auch eigener) Urheberschaft. Wir bedienen uns der Worte anderer, greifen zu fremden Federn, reproduzieren zuvor Gesagtes und Geschriebenes und bauen es in unsere aktuelle Rede ein. Dieser Akt der (formalen wie inhaltlichen) Aneignung ist als solcher erkennbar und soll es (in der Regel) auch sein. Wir machen uns etwas zu eigen, ohne es als unser Eigenes (als Selbst- statt Fremdgeneriertes) auszugeben. Sieht man vom Sonderfall des verborgenen Zitats ab (das, wenn Vorsatz vorliegt, als Plagiat bezeichnet wird), so ist diese Neigung zur »Fremdhirnigkeit« (Rehder 1984: 268) weder beklagenswert noch überhaupt vermeidbar.