

Die "Soziologie der Religion" – neu gelesen
pp. 325-346
in: Rüdiger Lautmann, Hanns Wienold (eds), Georg Simmel und das Leben in der Gegenwart, Berlin, Springer, 2018Abstract
Der Beitrag rekonstruiert wesentliche Aspekte der Religionstheorie Georg Simmels. Dabei wird zwischen einem soziologischen, kulturwissenschaftlichen und lebensphilosophischen Ansatz unterschieden. Die Argumente der Rekonstruktion lauten: 1) Im Zentrum der Religionstheorie Georg Simmels steht das Verhältnis von Teil und Ganzem, das seine soziale Konkretion in der Beziehung zwischen "Individuum" und "Gesellschaft", seine kulturelle Realisierung im Verhältnis von 'subjektiver" und "objektiver Kultur" sowie seine lebensphilosophische Ausprägung in der Relation von "Prozess' und "Form" findet. 2) Auf der Basis von Simmels Wechselwirkungsverständnis sind die Glieder der genannten Begriffspaare methodische Begriffe, die sich nur durch den wechselseitigen Bezug aufeinander bestimmen. Die übergeordnete Relation ist diejenige zwischen Teil und Ganzem. 3) Simmel zufolge ist Religion diejenige gesellschaftliche und kulturelle Form, die das Verhältnis von Teil und Ganzem in seinen verschiedenen Ausprägungen auf besondere Weise traktiert. Ihre Emergenz ist qua Analogie aus "religioiden" sozialen Prozessen heraus zu verstehen.