

Theoretische und empirische Analyse sozialer Prozesse
pp. 215-232
in: Rainer Schtzeichel, Stefan Jordan (eds), Prozesse, Berlin, Springer, 2015Abstract
Soziales Handeln wird in den soziologischen Theorien grundsätzlich als prozesshaft verstanden. Eine griffige Formulierung dieses Zusammenhangs liefert Giddens mit seiner Definition von Handeln als "kontinuierlicher Prozeß" Ein wesentliches Merkmal von Prozessen bildet die zeitliche Abfolge, so dass soziales Handeln aus Interaktions- oder Kommunikationsakten besteht, die sich zeitlich parallel, versetzt oder nacheinander ereignen. Falls man die zeitliche Reihenfolge nicht als zufällige Kette von Ereignissen betrachtet, sondern eine Beziehung der Ereignisse untereinander unterstellt, gelangt man zu der spezielleren Definition rekursiver Prozesse. Bei rekursiven Prozessen setzen die nachfolgenden Handlungen auf den vorangehenden auf und verstärken auf diese Weise die Selektivität der vorangegangenen Handlungen. Zusätzlich sind die gegenwärtigen Ereignisse auf die Zukunft bezogen, z. B. durch Handlungsziele, Prognosen oder Planungen. Eine dritte Definition des Prozessbegriffs bezieht sich auf Wandlungsprozesse, die auf der Interaktions- und Gesellschaftsebene analysiert werden. Wandlungsprozesse liegen dann vor, wenn sich die Prozessmuster während eines Zeitabschnitts ändern.