

Utopie als Antwort auf Geschichte
Zur Typologie literarischer Utopien in der Neuzeit
pp. 273-283
in: Hartmut Eggert, Ulrich Profitlich, Klaus R. Scherpe (eds), Geschichte als Literatur, Stuttgart, Metzler, 1990Abstract
Eine Geschichte der literarischen Utopie gehört zu den schwierigsten Aufgaben der Gattungsgeschichtsschreibung. Zwar gibt es grundlegende Bücher und wichtige Abhandlungen einerseits zur Geschichte des Utopischen und über das utopische Denken1 und andererseits über utopische Erzählungen2 — aber eine umfassende Geschichte der literarischen Utopie als Gattungsgeschichte liegt bisher nicht vor3. Das mag sowohl mit der Heterogenität der utopischen Texte und der schwierigen Abgrenzung zwischen »literarischer Utopie« und »Literatur« zusammenhängen als auch mit der Assoziationsfülle des Begriffs »Utopie«. Zudem bleibt jedem Utopiegeschichtsschreiber die Diskussion und Darlegung des komplizierten Spannungsverhältnisses von »Utopie« und »dem Utopischen« aufgegeben. Daß von dieser Dichotomie her auch die jüngste Utopieforschung zu einem Entweder-Oder neigt — sich also entweder auf die literarischen Aspekte der Utopie konzentriert4 oder eine Geschichte der Utopie als Geschichte des Utopischen favorisiert5, bestätigt diesen Sachverhalt6.