

Geschichtsdrama und Anachronismus
Probleme moderner Inszenierungen
pp. 353-364
in: Hartmut Eggert, Ulrich Profitlich, Klaus R. Scherpe (eds), Geschichte als Literatur, Stuttgart, Metzler, 1990Abstract
In Ernst Jüngers utopischem Roman Eumeswil (1977)1 verfügt der Erzähler, Dozent für Geschichte, über eine Einrichtung, die scheinbar alle Geschichtsschreibung und alle Geschichtsdichtung überflüssig macht: das Luminar. Man mag sich dieses Luminar als ein computergesteurtes dreidimensionales Fernsehen auf einer Raumbühne denken. Der Benutzer kann nach Belieben historische Belege, geschichtliche Situationen abrufen. Da die Bilder im Luminar räumlich erscheinen, sitzt der Betrachter nicht ihnen gegenüber, sondern kann sich in sie hineinbegeben. Und auch dies nicht nur als Zuschauer, sondern als Mitbeteiligter. So kann er sich beispielsweise im Konvent der Französischen Revolution »zu den Montagnards oder den Girondisten setzen« und »sowohl Kläger als Verteidiger und Angeklagter« sein.