

Zwischen Existenzialismus und Strukturalismus, Engagement und Degagement
Alfred Anderschs Poetik des Beschreibens
pp. 111-131
in: Norman Ächtler (ed), Alfred Andersch, Stuttgart, Metzler, 2016Abstract
Einer der signifikantesten Ablösungsprozesse in der Geistesgeschichte des 20. Jahrhunderts war die Beerbung des Existenzialismus durch strukturalistische Strömungen im Verlauf der 1960er Jahre. Diese Entwicklung wurde begleitet von einer scharfen weltanschaulichen Debatte, die vor allem die Wissenschaftskultur in Frankreich über mehr als ein Jahrzehnt prägen sollte, aber auch im intellektuellen Feld Westdeutschlands bis weit in die 1980er Jahre hinein sichtbare Kreise zog.1 Gegenstand der folgenden Ausführungen ist die Frage, wie sich Alfred Andersch mit dieser Trendwende in den Gesellschaftswissenschaften auseinandergesetzt hat, der ja als einer der profiliertesten Vertreter der Sartre-Rezeption im deutschsprachigen Raum bekannt ist.2 Immerhin schlug sich diese Entwicklung auch auf dem literarischen Feld nieder, in Form des nouveau roman in Frankreich und später in Ansätzen zu einem › Neuen Realismus‹ in Westdeutschland.