Abstract
In den modernen Ethik-Diskurs hinein die Frage zu stellen, ob die Liebe eine Tugend ist oder nicht, wirkt auf den ersten Blick sicherlich ein wenig befremdlich. Ist es nicht so, dass der Begriff der Liebe zwar im alltäglichen Gebrauch durchaus hoch im Kurs stehen kann, aber als ein Begriff, der wissenschaftlich und systematisch Entscheidendes zu bieten hätte, spätestens seit dem teilweisen (!) Verdikt Kants nach wie vor als obsolet gilt? Wie eine gelinde Mahnung wird er in jüngerer Zeit mehrfach in Erinnerung gerufen, so dass seine Wichtigkeit irgendwie vor Augen tritt, aber all diese Bemühungen haben ihre innere Grenze vor dem Richterstuhl der etablierten Ethiken, die mit ihren Methoden ihm nichts Wesentliches abgewinnen, geschweige denn einen systematischen Status zuerkennen können.