

Soziale vs. musikalische Kritik
Der Fall Wagner
pp. 113-126
in: Richard Klein, Johann Kreuzer, Stefan Mller Doohm (eds), Adorno-Handbuch, Berlin, Springer, 2019Abstract
Die Schwierigkeit, die Adornos VersuchüberWagner einem Interpreten entgegensetzt, gründet in einer schwer durchschaubaren Disproportion von Programm und Durchführung , Grundidee und realisierter Textgestalt . Dabei geht es um mehr als um ein akademisches Problem, verfolgt der Philosoph hier doch die soziale und politische Kritik eines Kunstwerks intensiver, auch härter als in jeder anderen seiner Musikalischen Schriften. Auf der einen Seite ist ganz klar: Dass Adorno das Gesamtkunstwerk ideell als einen »Spätling der großen metaphysischen Systeme « (GS 13: 101; vgl. 142) begreift, der dann, um als reales Theateropus zu reüssieren, sowohl der »Bahn des künstlerischen Fortschritts« (GS 13: 42) folgt alsauchmit dem »Ursprung der Kulturindustrie « (GS 13: 102) sich liiert, stellt ein Novum in der Geschichte der Wagnerkritik dar, eine Zäsur gerade auch gegenüber Nietzsche . Auf der anderen Seite hat man dem Buch mit Recht vorgehalten, es kranke an kurzschlüssigen...