

Theorien zu Imitation und Handlungsverständnis
pp. 310-329
in: Lieselotte Ahnert (ed), Theorien in der Entwicklungspsychologie, Berlin, Springer, 2014Abstract
Im Rahmen der Anpassung eines menschlichen Säuglings an seine Umwelt ist es für ihn essentiell, Kontakt zu den umgebenden Personen aufzunehmen, deren Zuwendungsbereitschaft zu erlangen und mit ihnen zu kooperieren. Deshalb haben in den letzten zwei Jahrzehnten wissenschaftliche Untersuchungen Interesse erregt, die zeigen, wie Säuglinge die Handlungen anderer Personen wahrnehmen und interpretieren. Als Erwachsene erleben wir die Aktivitäten anderer Personen als zielgerichtet und schließen aus dem beobachteten Verhalten auf zugrundeliegende interne Zustände wie Absichten, Wünsche oder Gefühle. Säuglinge können zwar im ersten Lebensjahr schon imitieren, aber es ist fraglich, ob sie auch ein Verständnis für die inneren Zustände der anderen haben und wie und wann sie diese Fähigkeit herausbilden. Dieses Kapitel beleuchtet dazu verschiedene theoretische Ansätze, bei denen es vor allem um die Fähigkeit zur Imitation und die Frage geht, inwiefern die kindliche Imitation Auskunft darüber gibt, wie die Kinder auch die Handlungen anderer Personen verstehen und für sich selbst zunutze machen.