

Das Tableau der "weißen Welt"
pp. 45-70
in: Susanne Gottuck, Irina Grünheid, Paul Mecheril, Jan Wolter (eds), Sehen lernen und verlernen, Berlin, Springer, 2019Abstract
Ausgehend von Frantz Fanons Analyse des ‚weißen Blicks' als Träger und Medium rassistischer Exklusion, werden hier die Mechanismen und Elemente einer Praxis des Rassismus näher beleuchtet. Dazu wird zunächst dargelegt, wie die soziale Praxis und die leibliche Wahrnehmung ganz allgemein zusammenhängen, um in einem zweiten Schritt die spezifischen Formen einer rassistischen Wahrnehmungsordnung herauszuarbeiten. Leitende These dabei ist, dass der ‚weiße Blick" nicht nur in intersubjektiven Beziehungen ausgeübt wird, sondern sich ebenso in den materiellen und visuellen Ordnungen der ‚weißen Welt" manifestiert. Das Verlernen des (rassistischen) Sehens erfordert daher, das gesamte kollektive ‚Zur-Welt-Sein" (Merleau-Ponty) praktisch umzugestalten.