

Psychologische und neurobiologische Grundlagen von Persönlichkeitsstörungen
pp. 109-114
in: Frank Schneider (ed), Positionen der Psychiatrie, Berlin, Springer, 2012Abstract
Traditionell gingen die Klassifikationssysteme von einer hohen Stabilität von Persönlichkeitsstörungsdiagnosen sowie von einem Fehlen nennenswerter zerebraler Funktionsbeeinträchtigungen aus. Die Persönlichkeitsstörungsforschung der letzten 20 Jahren konnte beide definitorischen Kriterien widerlegen. Ausgehend von der detaillierten Beschreibung der psychopathologischen Phänomene mittels experimentell psychologischer und psychopathologischer Forschung war die neurobiologische Forschung in der Lage, eine präfrontolimbische Dysfunktion bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung als Korrelat der charakteristischen Affektstörung zu detektieren und Hinweise für Auffälligkeiten im Opioidsystem zu finden. Eine Störungsspezifität dieser Befunde ist nicht bewiesen, sie könnten auch assoziiert mit grundlegenden Persönlichkeitsdimensionen sein, die in der zukünftigen Klassifikation von Persönlichkeitsstörungen eine zentrale Rolle einnehmen sollen, auch wenn ihre klinische Brauchbarkeit fraglich bleibt.