

Archive und Bibliotheken
pp. 165-170
in: Christian Gudehus, Ariane Eichenberg, Harald Welzer (eds), Gedächtnis und Erinnerung, Stuttgart, Metzler, 2010Abstract
Wenn wir über das Gedächtnis sprechen, müssen wir mit dem Vergessen beginnen. Der kontinuierliche Prozess des Vergessens ist Teil der gesellschaftlichen Normalität. Wie im Kopf des Einzelnen muss auch in der Gesellschaft ständig vergessen werden, um Neuem Platz zu machen und um sich auf die Aufgaben der Gegenwart einstellen zu können. Die individuellen lebendigen Erinnerungen gehen mit dem Tod derer, denen sie gehörten, ständig unwiederbringlich verloren, ihre materielle Hinterlassenschaft in Form von Möbeln und Kleidern, Fotoalben, Briefen, Büchern, CDs und Geschirr wird entsorgt oder verstreut und geht ein in den Kreislauf neuer Nutzung ohne das Andenken der Person zu stützen. Mit dem Ableben einer Generation ist ein fortwährendes und unaufhaltsames Löschen von Erinnerungen verbunden.