

Erinnerungsorte
pp. 184-188
in: Christian Gudehus, Ariane Eichenberg, Harald Welzer (eds), Gedächtnis und Erinnerung, Stuttgart, Metzler, 2010Abstract
Den Beginn der steilen Karriere des Begriffs ›Erinnerungsort‹ in Wissenschaft und Publizistik markiert die Veröffentlichung des ersten von insgesamt sieben Sammelbänden mit dem Titel Les lieux de mémoire durch den französischen Historiker Pierre Nora im Jahr 1984. Das 1992 abgeschlossene editorische Großprojekt gilt nicht nur als wichtige Etappe auf dem Weg zur Begründung einer kulturwissenschaftlichen Gedächtnisforschung, sondern auch als einer der entscheidenden Impulse zur Verankerung eines neuen Paradigmas innerhalb der Geschichtswissenschaft: das des kollektiven Gedächtnisses (s. Kap. II.2). Während das ursprüngliche Ziel des mehrheitlich aus Historikern und Historikerinnen zusammengestellten Autorenkollektivs um Nora noch darin bestand, die Kristallisationspunkte der öffentlichen französischen Erinnerungskultur zu inventarisieren, erkannten zahlreiche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen und Nationen schon bald die prinzipielle Anschlussfähigkeit seines Ansatzes.