

Geschichtswissenschaft
pp. 249-260
in: Christian Gudehus, Ariane Eichenberg, Harald Welzer (eds), Gedächtnis und Erinnerung, Stuttgart, Metzler, 2010Abstract
Trotz bis heute inspirierender Schriften, wie Friedrich Nietzsches Unzeitgemäße Betrachtungen (1873–1876), Was ist eine Nation? (1882) von Ernest Renan oder das umfangreiche und nicht abgeschlossene Passagen-Werk (1927–1940) von Walter Benjamin, lässt sich ein besonderes Interesse der Geschichtswissenschaft an Erforschung des individuellen und des kollektiven Gedächtnisses (erst) seit Ende der 1970er bzw. seit den 1980er Jahren erkennen und seit den frühen 1990er Jahren ist mit Recht vom »Erinnerungsboom« die Rede. Im Hinblick auf die »Erinnerungswelle« (Hartog 2003, 114) nach 1989 und das starke Interesse an jüngster Vergangenheit in der Geschichtswissenschaft und im öffentlichen Diskurs betrachtet François Hartog den Präsentismus als einen neuen Geschichtlichkeitsmodus (régime d"historicité), in dem das Gedächtnis zu einer »metahistorischen, manchmal sogar theologischen Kategorie« (ebd., 17) wurde.