

Literaturwissenschaft
pp. 288-298
in: Christian Gudehus, Ariane Eichenberg, Harald Welzer (eds), Gedächtnis und Erinnerung, Stuttgart, Metzler, 2010Abstract
Wer eine Abfrage in der Datenbank der MLA (Modern Language Association) unter den Schlagworten ›memory + literature‹ macht, der findet für das Jahr 1980 noch eine recht übersichtliche Anzahl von etwa 30 literaturwissenschaftlichen Forschungsbeiträgen verzeichnet. Die Zahl der jährlichen Publikationen wächst 1990 bereits auf 139 an; im ›Erinnerungsjahr‹ 2000 auf spektakuläre 568; und seitdem erscheinen pro Jahr im Schnitt 430 Beiträge zum Thema ›Literatur und Gedächtnis‹. Wie in den anderen kulturwissenschaftlichen Disziplinen, so ist also auch in der Literaturwissenschaft seit den frühen 1990er Jahren ein rapider Anstieg der Veröffentlichungen zum Gedächtnis-Thema zu beobachten. Neben Begriffen wie ›Kultur‹, ›Gender‹ oder ›Medialität‹ hat ›Gedächtnis‹ heute den Status einer literaturwissenschaftlichen Schlüsselkategorie. Aber wir haben es nicht nur mit einer Konjunktur im aktuellen Diskurs zu tun.