

Anfänge der technischen Chemie
pp. 296-318
in: Armin Hermann, Charlotte Schönbeck (eds), Technik und Wissenschaft, Berlin, Springer, 1991Abstract
Bei der Aufgabe, das Wechselspiel zwischen Chemie und Technik in früheren Jahrhunderten zu beschreiben, muß man die Begriffe "Chemie", "Technik" und "Fabrik" gegeneinander abgrenzen. So erschien im Jahre 1805 das "Domonstrir-Cabinet" der Firma Memmert und Erdinger, Donauwörth — ein Kasten, in dem für Lernende die typischen Handelsprodukte der einzelnen Gewerbe vorgestellt wurden. Hier werden die Chemie und die Chemieberufe in einer für uns Nachgeborene recht unverständlichen Weise beschrieben. Insgesamt werden etwa fünfzig Berufe aufgeführt, zu deren Ausübung chemische Kenntnisse erforderlich waren, bzw. die chemische Produkte herstellten: vom Seifensieder bis zum Lackmusbereiter, vom Hornleimsieder bis zum Branntweinbrenner. Einer dieser Berufe war der des "chymischen Laboranten" über den ausgesagt wurde:"Der (chymische) Laborant, lat. Chymicus, englisch the Chymist, ist allerdings ein freier Künstler und also nicht unter die Handwerker zu zählen, darf aber in einer städtischen Technologie nicht fehlen, weil er doch eine gewisse Zahl Lehrjahre aushalten muß und durch Destillation und Chymie laboriert, d. i. eine Menge Waren verfertigt, welche in Städten verkauft und gebraucht werden, auch begreift er theils mehrere bisher beschriebene Künstler, als Destillirer, Campferraffinirer, Scheidewasserbrenner etc. unter sich, theils gehört dazu der Apotheker, Boraxraffinirer etc. er verfertigt selten alle, sondern einen oder den anderen von den chymischen Artikeln" 1.