

Das Traum-Zitat als Medium "imaginärer" Biographik bei Thomas Bernhard und Ingeborg Bachmann
pp. 43-54
in: Irmela von der Lühe, Anita Runge (eds), Jahrbuch für Frauenforschung 2001, Stuttgart, Metzler, 2001Abstract
Die Literaturgeschichte ist voller Träume. Sie haben je nach Volk, Religion, Epoche unterschiedliche Funktionen. In der deutschen Literatur dienen sie erst seit dem 18. Jahrhundert zur Charakterisierung des Helden bzw. der Heldin, etwa in Wilhelm Meisters Lehrjahren. Dadurch wurde die aus der Antike bekannte Funktion des Orakeltraums abgelöst, wie sie auch noch Schillers Braut von Messina enthält. Dieser Wechsel ist darauf zurückzuführen, daß man im 18. Jahrhundert die biographische Bedeutung von Träumen erkannte und den in ihnen enthaltenen Kern der Aufklärung des Menschen über sich selbst. Das Magazin zur Erfahrungsseelenkunde bzw. der Herausgeber Carl Philipp Moritz und insbesondere der Beiträger und Oneirologe Immanuel David Mauchart entdeckten die psychologische Valenz des Traums als Arbeit der reproduktiven und produktiven Einbildungskraft.