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Ansätze
pp. 99-282
in: Eike Bohlken, Christian Thies (eds), Handbuch Anthropologie, Stuttgart, Metzler, 2009Abstract
Der Behaviorismus — in den USA über Jahrzehnte hinweg praktisch die einzige allgemein anerkannte Richtung der an den Universitäten gelehrten Psychologie — gilt heute als überwundene ›Ideologie‹. Dies kann man insofern erstaunlich finden, als der Behaviorismus immerhin den Gegenstandsbereich der Psychologie definitiv und unhintergehbar erweitert hat: Das Verhalten, das Lernen (s. Kap. IV.23) — sie zählen heute selbstverständlich zu den Gegenständen der Psychologie. Als ›Ideologie‹ gilt der Behaviorismus heute hauptsächlich seines propagandistischen Auftretens wegen, unverkennbar bei seinem Begründer John B. Watson (1878–1958) von der Johns Hopkins Universität in Baltimore, der 1913 mit der Behauptung auftrat: »Psychologie, wie sie der Behaviorist sieht, ist ein vollkommen objektiver, experimenteller Zweig der Naturwissenschaft. Ihr theoretisches Ziel ist die Vorhersage und Kontrolle von Verhalten. Introspektion spielt keine wesentliche Rolle in ihren Methoden, und auch der wissenschaftliche Wert ihrer Daten hängt nicht davon ab, inwieweit sie sich zu einer Interpretation in Bewusstseinsbegriffen eignen.