

Laufbahn (trajectoire)
pp. 163-165
in: Gerhard Fröhlich, Boike Rehbein (eds), Bourdieu-Handbuch, Stuttgart, Metzler, 2014Abstract
Mit dem Begriff der Laufbahn würde man im Deutschen am ehesten die berufliche Karriere verbinden. In der Wissenschaft hingegen ließe er sich durch den Begriff des Lebenslaufs übersetzen. Die Übersetzung bringt jedoch das Spezifische von Bourdieus Konzept nicht zum Ausdruck. Der französische Terminus trajectoire heißt wörtlich eher Flugbahn als Laufbahn und lässt eher an die Physik als an eine Sozialwissenschaft denken. Damit hebt sich der Begriff — absichtlich — vom unspezifischen Lebenslauf ab, wie er in den Sozialwissenschaften meist untersucht wird. Der Begriff der Laufbahn soll die Verbindung zwischen sozialer Struktur und Verhalten herstellen. Genauer meint Bourdieu, dass die soziale Herkunft — ähnlich wie ein Ort im physischen Raum — eine Anzahl möglicher Bahnen eröffnet und andere ausschließt (1982c, 32 ff). Wird der Mensch in den sozialen Raum — oder der Gegenstand in den physischen Raum — entlassen, hat er bereits eine Richtung und eine bestimmte Kraft.