Sozialtheoretische Dimensionen

pp. 120-199

in: Heiko Kleve, Postmoderne Sozialarbeit, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, 2007

Abstract

Nachdem im II. Teil dieser Arbeit aus der erkenntnis- und wissenschaftstheoretischen Perspektive versucht wurde, strukturelle Ambivalenzen der Sozialarbeit in den Blick zu bringen, mithin Ausgeblendetes einzublenden, um davon ausgehend postmoderne Neubewertungen insbesondere bezüglich der Pluralität und Heterogenität sozialarbeiterischer Theorie und Methodik anzubieten, werden im folgenden einige aus meiner Sicht zentrale strukturell ambivalente Dynamiken der Sozialarbeit sozialtheoretisch reflektiert. Während die erkenntnis-und wissenschaftstheoretische Perspektive der Postmoderne sich insbesondere durch einen veränderten Gemüts- und Geisteszustand auszeichnet, der Pluralität in einer die zweiwertige Logik sprengenden Dynamik annimmt, beinhaltet die Postmoderne in ihrer sozialtheoretischen Dimension die Erkenntnis, so haben wir einleitend bereits festgestellt, daß die ‚großen (Meta-) Erzählungen" (F.-J. Lyotard) Alteuropas zunehmend einen gesellschaftlichen Glaubensverlust zum Opfer fallen. Genauer gesagt, die Veränderungsprozesse der Gesellschaft gehen spätestens im 20. Jahrhundert damit einher, daß erstens sowohl in mikroals auch in makrosoziologischer Hinsicht keine allgemeinverbindlichen, sondern viele konkurrierende Selbstbeschreibungen prozessieren (Hyperkomplexität), zweitens sich mannigfache soziale Realitäten ausdifferenzieren, die zwar in sich (auch entsprechend der zweiwertigen Logik) kohärent sind, aber aus der Beobachterperspektive (zweiter Ordnung) und in Bezug zueinander widersprüchlich und inkommensurabel erscheinen (Polykontexturalität) sowie drittens keine Spitze und kein Zentrum eine alle ‚Erzählungen" bzw.