

Film und Fernsehen
pp. 217-226
in: Christian Gudehus, Ariane Eichenberg, Harald Welzer (eds), Gedächtnis und Erinnerung, Stuttgart, Metzler, 2010Abstract
Als die ersten Kurzfilme 1896 auf Großbildleinwänden in Vaudeville Theatern in amerikanischen Großstädten gezeigt wurden, fand dieses epochale Ereignis unter Ausschluss der US-amerikanischen Eliten statt. Während sich die neuen Medien unter Arbeitern und Einwanderern sofort großer Beliebtheit erfreuten, erregten die nickelodeons und penny arcades erst das Interesse der Obrigkeit, als sich herausstellte, dass die sich blitzartig ausbreitenden, dunklen und schlecht durchlüfteten Filmtheater der armen urbanen Bevölkerung eine weitere Möglichkeit boten, sich staatlicher Kontrolle zu entziehen. Die Kombination von Ignoranz und Reformeifer hat dazu geführt, dass fast nichts über die Gefühle und Gedanken der ersten Filmbesucher bekannt ist und diese Wissenslücke ist auch in den folgenden Jahrzehnten nie ganz geschlossen worden (Paech/Paech 2000).