

Psychodynamische Psychotherapie – Grundlagen und klinische Anwendungen
pp. 935-973
in: Hans-Jürgen Möller, Gerd Laux, Hans-Peter Kapfhammer (eds), Psychiatrie, Psychosomatik, Psychotherapie, Berlin, Springer, 2017Abstract
Unter "psychodynamischer Psychotherapie" versteht man Psychotherapieverfahren, die sich auf der Grundlage der Psychoanalyse entwickelt haben und von dieser abgeleitet sind. Ihnen liegt die Persönlichkeits- und Krankheitstheorie der Psychoanalyse zugrunde, während sie bezüglich der Methoden z. T. erhebliche Modifikationen gegenüber dem ursprünglichen "Standardverfahren" entwickelt haben. Im Versorgungssystem in Deutschland werden die "tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie" und die "analytische Psychotherapie" als psychoanalytisch begründete Verfahren zusammengefasst. In der angloamerikanischen Terminologie wird der Begriff "psychodynamic psychotherapy" als Oberbegriff verwendet und synonym mit dem deutschen "psychoanalytisch begründet" gebraucht.Psychoanalyse ist eine anthropologische Wissenschaft, die das Erleben und Verhalten als ein Zusammenwirken von bewussten und unbewussten seelischen Prozessen erforscht. Auf ihrer Basis wurden u. a. eine psychoanalytische Persönlichkeits- und Krankheitslehre sowie Therapieverfahren entwickelt. Kernstück der psychoanalytischen Methode ist die Erforschung des Unbewussten durch freie Assoziationen und Deutungen des Erlebens und Verhaltens. Ziel ist die Lösung unbewusster Konflikte und der Ausgleich von erworbenen Entwicklungsdefiziten durch einen entwicklungsfördernden Umgang mit den Patienten. Sowohl analytische als auch tiefenpsychologische Psychotherapien können in verschiedenen Settings, z. B. als Einzel- oder Gruppentherapie, durchgeführt werden. Sie zählen zu den heute am meisten angewandten psychotherapeutischen Behandlungsverfahren.