

Poststrukturalismus und Biographieforschung
pp. 89-99
in: Helma Lutz, Martina Schiebel, Elisabeth Tuider (eds), Handbuch Biographieforschung, Berlin, Springer, 2018Abstract
Die ‚postmoderne Provokation" (Alheit) besteht für die Biographieforschung insbesondere darin, sich zur poststrukturalistischen Subjekt- und Universalitätskritik zu verhalten. Während Biographieforscher_innen bereits zuvor die Konstruktionsweisen und -bedingungen von Biographie reflektieren und das Konzept als solches damit den Stellenwert einer erkenntnistheoretischen Kategorie erhält, stell(t)en poststrukturalistische Theorien die sozialwissenschaftliche Biographieforschung vor neue Herausforderungen: Neben einer Reflexion den Stellenwert von Autonomie/Handlungsintention für biographische Konstruktionen musste auch die Situierung der Subjekte berücksichtigt werden. Möglichkeiten zur Auseinandersetzung mit diesem Spannungsmoment bieten all jene Ansätze, die die Biographie(forschung) mithilfe solcher Theoriekonzepte erweitern, die Strömungen wie den cultural studies, queer studies oder postcolonial studies zuzuordnen wären; daneben gibt es mittlerweile verschiedenste Konzeptionen der Sprecher_innenposition (‚Subjekt"), die sich auf methodologischer Ebene fruchtbar mit poststrukturalistischen Ansätzen verbinden lassen.