

Zwischen "Blut und Boden" und reaktionärem Modernismus
pp. 135-163
in: , Die Gemeinschaft, der Tod, das Abendland, Stuttgart, Metzler, 1995Abstract
Die in der deutschen Kultur bereits weit verbreitete Kritik, oder besser Anprangerung der Moderne erfuhr durch den Zusammenstoß mit den Ländern mit gefestigteren liberaldemokratischen Traditionen während des Ersten Weltkriegs eine erneute Radikalisierung. Die »Ideen von 1914«, verwirklicht in der einstimmigen Kriegsgemeinschaft Deutschlands, richten sich erklärtermaßen gegen die »Ideen von 1789«: Diese Ideen gelten synonym für die Vorherrschaft der »Politik«1 und für Demokratie, genauer noch, sind das Synonym für eine »bürgerliche« Demokratie, weil sie durch und durch von dem abergläubischen Kult einer trägen und selbstgefälligen »Sicherheit« durchdrungen sind. Nicht nur die Französische Revolution wird aufs Korn genommen: Die Kritik der »Modernität«, der »Jetztzeit«, des »Zeitgeistes« geht viel weiter, und erfaßt, wie es Thomas Mann mit ausdrücklichem Bezug auf Nietzsche sagt, die »Ideen des achtzehnten Jahrhunderts«, die »modernen Ideen« als solche.2