

Das kollektive Gedächtnis
pp. 85-92
in: Christian Gudehus, Ariane Eichenberg, Harald Welzer (eds), Gedächtnis und Erinnerung, Stuttgart, Metzler, 2010Abstract
Die Beschäftigung mit Formen kollektiver Erinnerung bzw. kollektivem Gedächtnis hat zwei zentrale Ausgangspunkte: Sie geht der sozialen Geprägtheit von (individuellen) Erinnerungsprozessen nach und sie untersucht die Erinnerung von bzw. in Gruppen. Beiden Herangehensweisen liegt die Annahme zugrunde, dass Erinnerungen geteilt werden: Erinnerbar ist nur das, was im (persönlichen, medialen oder gedanklichen) Austausch mit anderen mitteilbar ist. Die Beschäftigung mit kollektiven Erinnerungen ist ein transdisziplinäres Forschungsfeld, das sich auf einen mehrdeutigen, leicht missverständlichen Begriff gründet. Für das kollektive Gedächtnis gibt es keine allgemeinverbindliche Definition. Dementsprechend ist auch seine Erforschung unklar und umstritten. Ein breiter Strom der Forschung konzentriert sich primär auf materielle Artefakte, auf das, was aus der Vergangenheit als objektivierte Kultur ›in der Welt‹ greifbar ist, während ein weiterer Zweig das Kollektive vorzugsweise in der individuellen Erinnerung bzw.